selfie competence

Margareta Klose

“selfie competence”

Art Collection Schlichtner

online presentation 

https://artcoas.com/

 

Selbstwahrnehmung, Selbstdarstellung und Selbstoptimierung – darum dreht sich Margareta Kloses Online-Präsentation “selfie competence“. Die Künstlerin nimmt sich dabei Praxen der Selbsterforschung an und reflektiert dahingehend über die Sprache der Werbung und die Konsumwelt. In einem Ensemble aus Videos ihrer teils partizipativen Performances und Dokumentationen von Interventionen im semi-öffentlichen Raum, konfrontiert uns Margareta Klose auf humorvolle Weise mit der Frage: Was ist das Selbst in unserer digitalen Zeit des Spätkapitalismus?

Das Selbst oder zumindest die eigene Erscheinung gilt als vielfach eingesetztes Motiv in der Kunstgeschichte und durchstreift verschiedene Stilepochen – von Renaissance, Moderne bis hin zur zeitgenössischen Kunst. Von dem expressionistischen Selbstporträt mit abgeschnittenem Ohr eines Vincent van Goghs, zu Cindy Shermans inszenierter Fotografie bis hin zu Sophie Calles konzeptuellen Selbstversuchen – sie alle haben den Einsatz des eigenen Körpers und dessen Abbildung als Hauptsujet auserkoren. Während es bei den Künstler/innen der Moderne vielfach um ein Selbstbildnis unter Einbeziehung des Gemütszustandes mittels bestimmter malerischer oder skulpturaler Technik ging, wird bei zeitgenössischen konzeptbezogenen Ansätzen oftmals mit dem Selbstporträt über gesellschaftspolitische Themen reflektiert.

Dies ist auch bei Margareta Kloses Arbeiten der digitalen Ausstellung “selfie competence“ der Fall. Die Präsentation ihrer Werke “#selfcompetenceselfie“ (2020), „Prozesskompetenz entwicklen“ (2019), „Pathos“ (2017) und “My Gourmet Diary“ (2019) stellen das Selbstporträt unserer digitalen Zeit ins Zentrum, bringen es als Selfie in die digitale Sphäre und eröffnen Auseinandersetzungen mit einer Bandbreite an gesellschaftlichen Themen – von der Infragestellung des Fitnesskults, der Sprache der Konsumwelt, der Gesichtserkennung bis zu eigenen Versuchen zur Weiterentwicklung und Selbstwahrnehmung.

Ohne Gesichtserkennung zur Selbstwahrnehmung: Die kollaborative online Performance “#selfcompetenceselfie“ (2020) entstand im digitalen Raum. In regelmäßigen Abständen trafen sich Margareta Klose und interessierte Performer*innen im digitalen Raum und folgten sich selbst filmend einer strikten Handlungsanweisung: das Verbergen des eigenen Gesichts sowie das Rezitieren eines Mantras der Selbstkompetenz als Rhythmus für das Drehen um die eigene Achse wie Derwische. Auf eine andere Art machen die Arbeiten „Pathos“ (2017) und “My Gourmet Diary“ (2019) das Selbst zum Thema. Während Margareta Klose in der sprachbasierten Installation „Pathos“ Techniken der Werbung aufnimmt, inszeniert sich die Künstlerin bei der Performance “My Gourmet Diary“ (2019) als Influenza und reflektiert über Veganismus, Ökofeminismus, Essensbilder auf Instagram und ökologische Bewegungen.

Inspiriert von dem Setting internationaler Konferenzen und deren Videoübertragung, schlüpft die Künstlerin für ihre Arbeit „Prozesskompetenz entwickeln“ (2019) in eine weitere Rolle und präsentiert uns in Form einer Lecture Performance die prozessorientierte Herangehensweise des Kunstschaffens.

In stets humorvoller Manier beschäftigt sich Margareta Klose auf unterschiedliche Art und Weise mit der Selbstaufgabe – sowohl der Aufgabe an sich Selbst als auch der Aufgabe des Selbst – und zeigt uns, welchen Prozessen das Selbst in einer digitalen von Instagram-Influencern und Facebook-Likes geprägten Umgebung ausgesetzt ist.

Text von Aline Lenzhofer

 

Margareta Klose’s online presentation “selfie competence“ revolves around the issues of self-perception, self-representation, and self-optimization. The artist takes on practices of sincere self-exploration and reflects on the language of advertising and consumerism. In an ensemble of videos of her performances and interventions in semi-public spaces, Margareta Klose challenges us to ponder the following question in a humorous way: What is the self in our digital age of late capitalism?

The self, or at least one’s own appearance, is considered a frequently used motif in the history of art and crosses various stylistic periods –from the Renaissance to Modernism and Contemporary Art. From the expressionist self-portrait of Vincent van Gogh with a cut-off ear to Cindy Sherman’s staged photography, or Sophie Calle’s conceptual self-experiments. Every one of these works plays with the artist’s body, using its depiction as the main theme. While Modern artists were often concerned with the representation of feelings, strategically employing light and dark tones to illustrate issues involving the state of mind in self-portraits, contemporary conceptual approaches often use the self-portrait to reflect on socio-political issues.

This is also the case for Margareta Klose’s works which are presented in the digital exhibition “selfie competence”. Her works “#selfcompetenceselfie”, „Prozesskompetenz entwickeln”, “Pathos” and “My Gourmet Diary” deal with the self-portrait in the digital age, bringing it back into the digital sphere and opening up a debate on a wide range of societal issues – questioning everything from the fitness cult, the language of the world of consumerism and facial recognition to one’s own attempts of developing further as well as one’s self-perception.

Towards self-awareness without facial recognition: The collaborative online performance “#selfcompetenceselfie” (2020) was developed in the digital space. Margareta Klose and interested performers* met in regular intervals in a digital space and followed a strict manual of action, by filming themselves, concealing their faces, and reciting a mantra of self-competence while whirling like dervishes. The works “Pathos” (2017) and “My Gourmet Diary” (2019) deal with the self in a different way. Margareta Klose uses advertising techniques in the language-based installation “Pathos” and displays herself as an Influencer in the performance “My Gourmet Diary” (2019) and reflects on veganism, ecofeminism, food images on Instagram and ecological movements.

Inspired by the setting of international conferences and their video transmission, the artist slips into another role for her work „Prozesskompetenz entwickeln” (2019) and presents a lecture-performance on the process-oriented approach to art-making.

In a manner that is always humorous, the artist deals with self exercise and self-abandonment in different ways and shows us which processes the self is exposed to in a digital environment that is shaped by Instagram influencers and Facebook likes.

text by Aline Lenzhofer

 

selfie interview with Aline Lenzhofer

FIT’RI:NA #2

Photo: philomena+ – Christine Bruckbauer

14/05 – 20/05 Fit’ri:na #2

Opening hours: Mon – Sat 2-10 pm
philomena+ showcase, Heinestraße 40, 1020 Vienna

Nourhan Maayouf und Margareta Klose,
In-situ Installation und dokumentierte Online-Performance

curated by Christine Bruckbauer & Aline Lenzhofer


Nourhan Maayouf presst mit Komplizinnen der Kunstwelt den Saft
von Zitronen aus. Margareta Klose dreht sich Masken tragend,
gemeinsam mit anderen Performer*innen, um ihre eigene Achse.
Beides wurde als interaktive Online-Performance konzipiert und
verlässt nun den virtuellen Raum, um im Rahmen des Fit’ri:na
فترینة Festivals im Schaufenster von philomena+ präsentiert zu
werden.


Als im März 2020 viele Länder Ausgangsbeschränkungen verhängten,
lud Nourhan Maayouf junge, aufstrebende Künstler*innen ein, sich
mit ihr im virtuellen Raum zu treffen. In einer interaktiven
Online-Performance pressten sie gemeinsam den Saft von Zitronen
aus und tauschten sich über ihren Zeitvertreib während der
Quarantäne, die Zukunft der Kunstwelt und ihre aktuelle
Situation als Künstler*innen aus. Die Videoarbeit “Wanna
squeeze?” (2020) entstand aus diesen virtuellen Begegnungen.

Margareta Kloses künstlerische Praxis dreht sich immer wieder um
das Einmachen und das Konservieren. Als Reaktion auf das
durchgehende Motiv der Zitrone in Nourhan Maayoufs Arbeit,
stellt sie selbstgemachten Zitrusreiniger her, der in Rexgläsern
abgefüllt ist. In Form einer installativen Präsentation wird
dieser gemeinsam mit der Aufzeichnung ihrer kollaborativen
Online-Performance “#selfcompetenceselfie” (2020), bei der alle
Teilnehmer*innen ihr Gesicht bis zur Unkenntlichkeit mit Masken
verhüllen, ausgestellt.


Während die zwei Künstler*innen sich vorerst nur über Videocalls
austauschen konnten, kam es dennoch zu einer ersten
Kollaboration. Diese soll im kommenden Jahr, sofern das Reisen
wieder erlaubt ist, fortgeführt werden. Für 2021 ist eine
Residency von Nourhan Maayouf bei philomena+, ein kollaboratives
Ausstellungsprojekt sowie ein Workshop mit sehr viel “Social
Proximity” geplant.

Text: Aline Lenzhofer

 

Photos: philomena+ – Bárbara Palomino Ruiz

 

# 2 Fit’ri:na. Margareta Klose in-situ installation, 2020.

Margareta Klose’s artistic practice is always about preserving and conserving. As a reaction to the continuous motif of lemons in Nourhan Maayouf’s work, she produced homemade citrus cleaner, which is filled in Weck jars. This is exhibited in the form of an installative presentation together with a video documentation of her collaborative online performance “#selfcompetenceselfie” (2020), in which all participants cover their faces with masks beyond recognition.

Aline Lenzhofer

#selfcompetenceselfie 8.5.2020

#selfcompetenceselfie is a sample for masked flash mobs on Instagram. 

The automatic Zoom Recording is a product of the interactive Performance of a Rehearsal on Zoom 8th May 2020.

It was presented in a loop on tablet in Philomena+ 14.5.-20.5.2020

together with Nourhan Maayouf’s Online performance “Wanna Squeeze?”

as part of 

FIT’RI:NA فترينة

a festival behind the glass

curated by Christine Bruckbauer and Aline Lenzhofer

Opening hours: Mon – Sat 2-10 pm
philomena+ showcase, Heinestraße 40, 1020 Vienna

news

with Nina André, Veronika Atzwanger, Pascale Maxime Ballieul, Stefan-Manuel Eggenweber, Renate Hausenblas, Margareta Klose, Marlene Lahmer, Aline Lenzhofer

Practicing drag in a dancing loop:

https://www.youtube.com/watch?v=i_Wk-E1lz2g&t=18s

10 steps against face detection

  1. Hide your nose.
  2. Hide your splendid forehead.
  3. Hide your mouth.
  4. Hide your ears.
  5. Paint new eyebrows.
  6. Cover your hair.
  7. Keep moving.
  8. Keep dancing.
  9. ZOOM.
  10. Think of the horror movie Eyes without A Face.

 

While spinning to the left, in the direction of our hearts, like dervishes,

holding our Smartphones vertically, being framed horizontally on the Zoom-App,

we’ll repeat 10 self-competence terms, recorded in our virtual meeting room.

 

Self Competence

  1. Self-Reflection
  2. Self-Development
  3. Capacity
  4. Responsibility
  5. Commitment
  6. Performance
  7. Initiative
  8. Creativity
  9. Innovation
  10. Transfer

#selfcompetenceselfie_digital